Karriereplanung in Covid-Zeiten: Jobsuche oder Selbständigkeit, Franchise-/Partnermodell als Alternative?

Tired businessman standing by window in airport, using phone

Es gibt sorglosere Zeiten als gegenwärtig, um Entscheidungen in der persönlichen Karriereplanung zu treffen.

Durch „Corona“ stehen die Wirtschaft, viele Unternehmen und damit auch eine große Zahl von Arbeitnehmern aktuell vor einer ungewissen Zukunft – sicher ist, dass nichts sicher ist. Wer vor diesem Hintergrund aus einem im Moment ungefährdet erscheinenden Arbeitsverhältnis über eine vielleicht schon lange geplante Selbständigkeit nachdenken kann, aber nicht muss, ist in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Wer jedoch aufgrund einer bereits erfolgten oder bevorstehenden Freistellung und individuell schwierigen Voraussetzungen für einen neuen Job unter Druck steht, ist nicht zu beneiden.

In beiden Szenarien stehen einige grundsätzliche Fragestellungen im Vordergrund.

Die aktuelle Praxis im Aufbau eines qualifizierten Beratungs-Partnernetzwerks (mehr dazu unter https://www.kci-consult.com/partner-werden / www.xing.com/communities/groups/ich-werde-gruender-be/05-1084524/posts ) zeigt, dass bei der Entscheidung „Job oder Selbständigkeit“ nachfolgende Fragen entscheidend sind – sich die betroffenen Personen diese aber häufig sehr spät, nicht selten erst im letzten Moment, stellen. Im besten Fall ist damit „nur“ viel Zeit verschwendet. Zeit, die nicht im Überfluss hat, wer ohnehin unter Druck steht. Und Zeit ist Geld. Darüber hinaus -das ist der auf Sicht größere Schaden- erzeugt eine diesbezüglich späte Erkenntnis großen Frust, der dann „als Rucksack“ mit in künftige Vorstellungsgespräche genommen wird.

 

Unternehmergeist/-Bewusstsein – oder „nur ein halbherziger Versuch“?

Wer nach einer längeren Karriere im Anstellungsverhältnis über Optionen als Gründer/-in nachdenkt, muss auf mehr als nur „eine gute Idee“ oder ein interessantes Franchise- bzw. Partnermodell bauen können.

Beginnend bei der eigenen Persönlichkeit und einer realistischen Erwartungshaltung. Dass Selbständigen die gebratenen Tauben nicht in den Mund fliegen, also mehr als 8 Stunden täglicher Einsatz, Disziplin und vor allem auch die Fähigkeit, nach Misserfolgen wieder aufzustehen erforderlich sind, nicht nur bewusst sein sondern auch uneingeschränkt akzeptiert werden. Sowohl von dem/der Gründer/-in als auch vom sozialen Umfeld, allen voran der Familie. Andernfalls wird die eigene Existenzgründung keine beflügelte Erfolgsgeschichte, sondern eine dauernde Belastung der Lebensqualität. Unternehmer/-in sein bedeutet dauernde Gesamtverantwortung – für letztendlich ALLES.

Als Beispiel dazu die Aussage eines Mandanten in der Gründungsberatung: „Wenn zu meiner Zeit als Geschäftsführer eine Leichtstoffröhre in der Deckenbeleuchtung ausfiel, habe ich den Betriebshausmeister angerufen und die Sache war in Kürze erledigt – heute muss ich mich vom Büromaterial über Glühlampen bis zum Toilettenpapier um alles selbst kümmern.“

Klingt zunächst banal. Was der inzwischen seit 3 Jahren erfolgreich etablierte Inhaber einer Vertriebsagentur damit zum Ausdruck gebracht hat, ist jedoch für viele Gründer erstmal gewöhnungsbedürftig: Die persönliche Zeit und Energie fließt nicht nur in das Kerngeschäft, sondern in viele ebenfalls erforderliche „Nebenschauplätze“.

„Unternehmergeist“ bedeutet deshalb neben der Motivation mit einem bestimmten Geschäftskonzept erfolgreich zu sein, wesentlich auch die Bereitschaft ALLE damit verbundenen Aufgaben entsprechend effizient zu organisieren und zu erfüllen. Was das unternehmerische Bewusstsein voraussetzt, neben Einkauf, Herstellung und Vertrieb eben zum Beispiel auch für die Buchführung, das Wechseln einer Leuchtstoffröhre und das Toilettenpapier verantwortlich zu sein.

Wer jedoch die Selbständigkeit nur als einen Versuch betrachtet, erfolgreich ein bestimmtes Einkommen zu erzielen und dabei die vielseitigen An- und Herausforderungen verdrängt, ist besser damit beraten, weiter nach einer adäquaten Anstellung zu suchen.

 

Selbstbewusstsein und Erfolgswille

Die Begeisterung für und absolute Überzeugung von einem bestimmten Geschäftskonzept, sei es in Form einer selbst entwickelten Idee oder eines bestehenden Franchise- bzw. Partnermodells, ist nur eine der grundlegenden Voraussetzungen. Mindestens ebenso, wenn nicht noch mehr von Bedeutung ist das unerschütterliche Selbstbewusstsein eines/einer Gründers/Gründerin, über alle Fähigkeiten zu verfügen, um mit dem jeweiligen Geschäftskonzept erfolgreich am Markt zu bestehen. Sowie der absolute Wille, mit der Gründung die gesetzten Ziele und angestrebten Erfolge, mindestens also eine gesicherte Existenz, zu realisieren.

Wer bezüglich wesentlicher fachlicher und/oder persönlicher Voraussetzungen Zweifel an sich selbst hat, die nicht durch eine entsprechende Weiterbildung und/oder professionelle Beratung auszuräumen sind, tut gut daran das jeweilige Konzept sowie das Thema „Selbständigkeit“ nochmals gründlich zu überdenken.

Die beste Gründer-Idee sowie das beste Lizenzkonzept verkaufen sich nicht von alleine. Wer also zunächst als „one man / one woman-show“ gründet, ist neben der bereits geschilderten Einsatzbereitschaft, Disziplin und Begeisterung auch von der eigenen Vertriebsleistung abhängig. Ist das Vertrauen in die eigenen vertrieblichen Fähigkeiten nicht ausreichend vorhanden oder besteht gar eine Abneigung gegen Vertriebstätigkeiten, ist es so gut wie ausgeschlossen mit dem nötigen Selbstbewusstsein und der erforderlichen Einstellung in Akquise-Gespräche zu gehen.

Für einen aussagefähigen Businessplan und ein tragfähiges Finanzierungskonzept gibt es (häufig sogar bezuschusste) Coachings und Beratungsleistungen. Um Lücken z. B. im Bereich der Buchhaltung zu schließen, bieten u. a. die IHKs und HWKs entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen an. Und auch in den Bereichen Vertrieb sowie Persönlichkeitsentwicklung gibt es professionelle Angebote. Das „Basispaket“ für das u. a. im Einkauf, dem Vertrieb und der generellen Vertretung des eigenen Unternehmens erforderliche Selbstbewusstsein hat bei Gründer/-innen jedoch von Grund auf gegeben zu sein. Schließlich ist dieses existentiell ist für die bereits genannte Fähigkeit, bei unvermeidlichen Misserfolgen wieder aufzustehen und dabei den Willen zum Erfolg nicht zu verlieren, sondern Niederlagen als Ansporn zu verstehen.

Beispiele von Existenzgründern, z. B. im Retail- oder auch Beratungsbereich, die voller Begeisterung für ein bestimmtes Geschäftskonzept gestartet sind, jedoch sowohl die telefonische wie persönliche Akquisition sowie das Beraten und Überzeugen von Klienten/Kunden innerlich ablehnen und folglich in Gesprächen entsprechend unsicher und wenig überzeugend auftreten, zeigen dies immer wieder.

 

Eigenes Geschäftskonzept oder Franchise-/Partnermodell

Insbesondere sehr erfahrene und qualifizierte Menschen, die während ihrer Karriere „immer wieder mal“ über eine Selbständigkeit nachgedacht haben, jedoch nie die Zeit für die Ausarbeitung eines eigenen, tragfähigen Geschäftsmodells gefunden und nun die Entscheidung „erneute Jobsuche oder Selbständigkeit/Existenzgründung“ zu treffen haben, sehen sich zwei Alternativen gegenüber: Die Umsetzung eines eigenen Geschäftsmodells oder den Lizenzerwerb für ein entsprechendes Partnermodell bzw. Franchisekonzept.

Bei der „Gründung alleine“ sind die damit verbundenen Risiken -neben den oft immensen Investitionen für z. B. Vorlauf, Marktanalysen, Konzepterstellung und Markenbildung- häufig sehr hoch. Ob durch ein nicht funktionierendes Geschäftsmodell, eine falsche Standortwahl oder andere der oben bereits aufgezeigten Faktoren: das Risiko nicht ins Rollen zu kommen und großen finanziellen Verlust zu erleiden, ist gerade bei einer „Self-made-Gründung“ sehr hoch.

Unter diesem Aspekt kann ein Franchise- oder Partnermodell die bessere Wahl sein.

Ein gemeinsamer Markenauftritt der Lizenznehmer unter der Marke des Lizenzgebers erspart Aufwand und Risiko eines eigenen Brandings. Ein bereits bewährtes Geschäftskonzept gibt dem Neueinsteiger die Sicherheit, dass „es laufen kann“ – wenn die bereits aufgeführten Faktoren Unternehmergeist/-Bewusstsein, Selbstvertrauen und Erfolgswille sowie die Bereitschaft eine hohe Lernkurve zu nehmen und alle Vorteile des jeweiligen Franchise- oder Partnermodells zu nutzen und umzusetzen, gegeben ist. Was auch bedeutet, das entsprechende Modell nicht nur zu verstehen, sondern zur Gänze persönlich realisieren zu können! Denn auch für bewährte Franchise- und Partnermodelle gilt: ohne vertriebliche Fähigkeiten, Servicementalität und Kundenorientierung wird es schwer! Eine umfassende Schulung durch den Lizenzgeber ist ebenso Grundvoraussetzung wie die Bereitschaft des Lizenznehmers, das Gelernte und die wesentlichen Inhalte des jeweiligen Geschäftsmodells mit vollem Engagement umzusetzen.

Kurz: es genügt nicht, von einem bestimmten Lizenzmodell begeistert und inhaltlich überzeugt zu sein – nur mit den jeweils erforderlichen Fähigkeiten, gepaart mit absolutem Erfolgswillen ist eine Gründung auch in einem Franchise-/Partnermodell erst sinnvoll.

Ein weiterer, von vielen Systemen gerne verkaufter Vorteil als Lizenznehmer ist es, als „Unternehmer unter Unternehmern“ mit anderen Lizenznehmern kommunizieren und kooperieren zu können. Ein Vorteil, der so als Solist/-in nicht gegeben ist. Der aber auch die entsprechende Kooperationsbereitschaft sowohl des potentiellen Lizenznehmers als auch der bereits vorhandenen wie künftig neu hinzukommenden Lizenzpartner erfordert. Wer sich an ein Franchise-/Partnermodell binden möchte, ist also gut beraten diesen wichtigen und erfolgsrelevanten Faktor zu hinterfragen. Managed der Lizenzgeber jeweilige Franchise-/Partnermodell entsprechend aktiv und achtet dieser bei der Auswahl von Lizenznehmern auch auf deren entsprechende Kooperationsbereitschaft und Networking-Fähigkeiten? Besteht die Möglichkeit, vor der Entscheidung für ein bestimmtes Modell mit bereits bestehenden Partnern zu sprechen? Wie fördert der Lizenzgeber die Zusammenarbeit und den Informationsfluss zwischen den Lizenzpartnern?

Last not least sind die kurz- und mittelfristigen finanziellen Voraussetzungen zu betrachten. Den Investitionen als „Solo-Gründer/-in“ stehen die Einstiegs- und laufenden Kosten für die Lizenz des Franchise-/Partnermodells sowie die laufenden Betreuungsleistungen des Lizenzgebers gegenüber. In einer individuellen, situationsabhängigen Betrachtung ist es für den/die Gründer/-in entscheidend, die eigene Finanzkraft objektiv zu betrachten. Welche Mittel stehen für die Gründung zur Verfügung? Wie verändert sich das aktuelle Budget durch die Einstiegsgebühr? Zehrt die häufig im mittleren bis oberen 5stelligen Bereich (und je nach System auch darüber) liegende Einstiegsgebühr das Startkapital weitgehend auf, steht der/die Gründer/-in von Anfang an erheblich unter Druck. Was z. B. den Erfolg in Akquise und Verkauf beeinträchtigen kann, denn Ihre Kunden haben ein Gespür dafür, ob sie unter Druck oder unbelastet agieren. Selbiges gilt für die laufenden Gebühren. Ob umsatzabhängig (steigt mit Ihrem Erfolg) oder fix: hier ist zu hinterfragen, ob eine laufende Gebühr von häufig mehreren tausend Euro monatlich gerechtfertigt und über den Geschäftserfolg darstellbar ist.

Unter dem Strich müssen dem/der  Gründer/-in das geringere Risiko und alle weiteren Vorteile eines Franchise- oder Partnersystems plausibel und die entsprechende Investition gerechtfertigt sowie langfristig darstellbar sein.Verantwortungsvolle Lizenzgeber informieren in all diesen Punkten ausführlich, geduldig und umfassend. Vor allem aber sind Lizenzgeber und deren Verantwortungsbewusstsein dahingehend gefordert, bei der Auswahl von Lizenzpartnern auf fachliche wie persönliche Qualität und Kooperationsfähigkeit sowie eine ausreichende finanzielle Basis zu achten. Entsteht der Eindruck, bei einem Franchise- oder Partnermodell steht nicht mehr das Kerngeschäft, sondern der schnelle Lizenzverkauf im Vordergrund, sind kritische Überlegungen anzustellen.

 

Sind alle die hier thematisierten,  grundsätzlichen Fragestellungen positiv beantwortet, ist über eine Selbständigkeit „solo“ oder in einem Franchise-/Partnermodell weiter nachzudenken. Das Gespräch mit einem in der Region etablierten Gründungsberater, den IHKs/HWKs und/oder einem Lizenzgeber, dessen Modell Erfolg verspricht ist dann ein sinnvoller nächster Schritt.

Wolfgang Krötz

https://www.kci-consult.com/partner-werden

 

Bildquelle: envato elements

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